4.05.2010

Gottsucher

Bitte, haltet euch an eure Kirchen. Bitte bleibt in euren Zirkeln und sucht dort weiter, irgendeinen Gott werdet ihr mit Sicherheit finden. Ihr werdet ihn genau so finden, wie man ihn euch beschreibt. Denn jede dieser Kirchen und Gemeinschaften, groß und klein, hat ihren ganz bestimmten, besonderen Begriff davon.

Es tut mir leid, aber hier kann ich dem Begehren Gott zu suchen nicht entsprechen. Es gibt in der Erkenntnis so etwas nämlich nicht. Oder anders herum, es gibt zu viel davon, so dass es wieder auf gar nichts Besonderes hinaus läuft.

Folgt lieber dem Rat der Mystiker, die euch auffordern, Gott in euch selbst zu suchen und zu finden. Indem der Mensch nämlich sich selbst erkennt, erkennt er auch was es mit dem Menschheitstraum Gott und Götter auf sich hat. Soweit ich das beurteilen kann, ist die Erkenntnis dessen überraschend und – befreiend. Aber sie lässt uns mit einem Haufen Fragen zurück. Denn sehr zufrieden werden wir mit dem Ergebnis wahrscheinlich nicht sein.

Eher als der Pfarrer ist wohl der Atheist Dawkins der Sache auf der Spur, auch wenn er dabei das Pferdchen recht von hinten aufzäumt. Er hat aber immerhin schon heraus gefunden, dass die Angelegenheit etwas mit uns selbst zu tun hat. Natürlich hat er dasselbe desolate Gottesbild, das die meisten Menschen haben: Gott ist das Vollkommene, Perfekte, Unerforschliche und so weiter und so fort – und als er in seiner Entdeckung das alles nicht fand, so schloss er, davon fehlgeleitet: es gibt keinen Gott. Nun – DEN gibt es ja auch nicht. DEN haben wir uns gezimmert aus alldem, was wir nicht wussten oder mit dem wir an uns selbst unzufrieden waren.

Wenn aber diese Angelegenheit mit uns selbst zu tun hat und wenn uns Vieles daran nicht gefällt, allons, dann haben wir es doch auch in der Hand. Ich kann mir die weiteren Überlegungen dazu lebhaft vorstellen. Was denn – nicht allwissend, nicht allmächtig, nicht vollkommen, nicht unfehlbar und so weiter.. und doch ist es so. Wenn wir uns unter diesem Aspekt einmal ansehen, was wir unseren Mitmenschen zumuten und diese uns, dann – ja, ich bekomme die gleiche Gänsehaut wie ihr. Aber es ist Fakt, es liegt wirklich nur an uns ob das so bleibt oder sich verändert. Denn wenn wir das ernstlich wollen, wird es sich auch verändern, in uns und daher außerhalb von uns – gerade aus dem Grund, dass wir so strahlende Wesen sind wie wir uns in Dawkins Schläfenlappenexperiment wahrnehmen. Oh, wir vermögen weit aus mehr als der Herr Pfarrer uns zutraut – im Schadenstiften wissen wir es ja bereits, wie viel wir vermögen, darin sind wir dank unsere Unwissenheit bereits Virtuosen, im Nutzenstiften müssen wir es erst noch richtig lernen. Aber ein wenig können wir es auch da schon. Und vielleicht fangen wir einmal an, wie es uns zukommt, die Verantwortung für uns selbst dann auch zu übernehmen und mit dem Gejammer aufzuhören, warum denn Gott das und dies zulässt. WIR haben es zugelassen aus welchem Grund auch immer, das ist die einzig gültige Antwort und wir ließen es zu in unserer besonderen Eigenschaft als die Götter die wir sind.

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