9.11.2012

Das All

Gemeinhin meint man damit das Universum. Wir aber meinen, wenn wir das All sagen, buchstäblich alles Seiende, es sei uns bekannt oder unbekannt. Unser Begriff des Alls geht also über den des Universums weit hinaus. Dieses gilt uns vielmehr als ein Teil des Alls und gemessen an dessen Ausmaß sogar als ein ziemlich kleiner.

Wenn also anderswo von einem universalen Bewusstsein gesprochen wird, kann unsereins nur lachen. Denn was kann damit gemeint sein als ein Bewusstsein, das sich der menschlichen Existenz im Universum bewusst ist – danke, das hatten wir schon. Nebenbei: ein universales Bewusstsein ist immer und in jedem Falle das Bewusstsein eines einzelnen Individuums, es umfasse nun das physische Universum oder das gemeinte All.

Zu diesem All gehört praktisch alles. dem Wirklichkeit zukommt, wir mögen es kennen, für möglich halten oder keines vom beiden. Daher gehe man mit dem Begriff eines umfassenden Bewusstseins füglich vorsichtig und achtsam um – ein universales Bewusstsein zu bekommen ist nicht schwer, da die Vorgänge im physischen Universum uns gewissermaßen durch die eigene Haut vertraut sind. In unserer Wahrnehmung verwandeln wir diese Verbundenheit in menschliche Vorstellung. Vor dem All aber versagt unsere menschliche Vorstellung und der ist gut beraten, der es auch nicht unternimmt, etwas davon zu erklären, der vielmehr die Dinge so sein lassen kann wie sie liegen.

Ob es ein All gibt? Aber sicher, wir treffen uns in demselben, wir leben den größeren Teil unserer Existenz damit und darin und nur kurze Perioden menschlicher Anverwandlung verändern unseren Status vorübergehend, ohne indes unser Leben im All zu unterbrechen. Jede dieser Perioden aber ändert etwas an unserer Beschaffenheit, nie kehren wir so zurück, wie wir in sie eingetaucht sind, selbst dann nicht, wenn wir bewusst nicht das Geringste für unser – geistiges – Fortkommen getan haben. Das All macht sich aber auch in tausend Kleinigkeiten in der Materie bemerkbar und zwar immer dann, wenn Dinge geschehen, die nach den Gesetzen derselben niemals hätten geschehen dürfen. Denn im Bereich des Alls gibt es, anders als in dem des Universums, nichts, was nicht geschehen kann außer einem: dass das All aufhört, das All zu sein, wohingegen die Existenz des Universums allgemein als begrenzt angesehen wird, wenn auch in unvorstellbaren Zeiträumen.

Das All kann nicht vorgestellt werden. Es ist nicht etwa nur eine unendliche räumliche Ausdehnung, es ist ebenso sehr eine unvorstellbar kleine Existenz, es gibt keine Physik des Alls und scheinbar überhaupt keine Ordnung, es gibt nur den Unterschied zwischen dem irgendwie Gestalteten und dem Ungestalteten, das aber beileibe nicht Nichts ist. Das All ist dynamisch – jede Gestaltung ist vorläufig – und es ist im besten Sinne gesetzlos, weil alles geschehen und auch unterbleiben kann. Und weil das All keinen Gesetzen folgt, weil es nicht umschrieben werden kann, kann es Platz haben im Sinn eines einzigen Menschen und der Mensch, in dessen Sinn es Platz findet, erkennt sich als ein Gott. Es ist aber auch für ihn nicht zu beschreiben, es sei denn, er versuche zu erklären, was es alles nicht ist. Dabei ist das All dem Menschen schon deshalb stets nahe, weil er zu seinem eigentlichen Teil Geist ist und also dem, was das All ist, sehr verwandt – indes ist das All immer auch noch das alles, was er nicht ist. Schlechterdings ist das All nämlich etwas sehr Einfaches….

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