5.07.2011

Die ganze Welt liegt in der Gewalt des Bösen… (1.Joh. 5. 19)

Natürlich meint der Schreiber, ein frühchristlicher Theologe, hier nicht das, was wir heute gemeinhin mit Welt bezeichnen. Für ihn ist „die Welt“ gleichbedeutend mit der Erde und nur mit der Erde. Von einem Universum wusste man bis in die Neuzeit hinein nichts.

Aber fragen wir doch einmal nach: in wessen Gewalt liegt also heute und lag sie immer: die Erde? Natürlich: in der Hand der Menschen. Sie sind es also, die zusammen genommen für den Schreiber „das Böse“ ausmachen. Das ist seit den Tagen so, da der Mensch sich zum ersten Mal aufmachte und einen Stein zu einem Faustkeil zusammen schlug. Werkzeuge hatten Tiere auch vordem verwendet, aber sie hatten sie verwendet, wie sie waren; er indes gestaltete den Stein bis er bequem in seiner Hand lag und er schärfte die Kanten noch mehr an, bis sie mit relativ geringem Kraftaufwand die Tierhaut vom Muskelfleisch zu trennen vermochten. Alles, was folgte, bis hin zu unserer Zivilisation, ist nur Fortsetzung dieser Aktes. Wir haben es uns mit den Jahren immer bequemer gemacht auf diesem Planeten, wir haben dazu alles verwendet, was und wie es uns dienlich schien – bis wir jeweils etwas noch Besseres entdeckten. Der Muskelkraft folgt die Wasserkraft, dieser die Dampfkraft, dann wurde die Dampfkraft modifiziert und erzeugte den elektrischen Strom und dann kamen wir darauf, zuletzt, dass das gespaltene Atom des Uran und verwandter Schwermetalle noch ganz andere Energiemengen freizusetzen imstande ist und all dieses – geschah nur, weil wir eigentlich bequem sind und es komfortabel haben möchten.

Aber – es geschah dieses nicht für alle. Weil es nicht für alle gleichermaßen geschah, ergaben sich Widersprüche und offenbare Ungerechtigkeiten. Während die einen sich im Luxus des Erfolges spiegelten, mussten die andern nach wie vor ihr Brot „im Schweiße ihres Angesichts“ essen und das bedeutet nicht etwa, dass sie essen konnten bis sie schwitzen, wie ein guter alter Calauer es vermeldet. Die Widersprüche spitzten sich periodisch zu und führten von Zeit zu Zeit dazu, dass neue Gesellschaftsformationen entstanden – die auch nicht besser waren als die alten, denn die zuvor Besitzenden wechselten nur eben schnell das Kostüm und aus dem römischen Latifundisten wurde der feudale Grundherr, aus dem Sklaven der Leibeigene, als dies System an seine Grenzen stieß, wurde aus dem Grundherrn der Fabrikbesitzer und aus dem Leibeigenen der Arbeiter – und im Grunde ging alles weiter wie bisher.

Nicht etwa, dass es an Versuchen gefehlt habe, dem abzuhelfen, Alternativen gab es genug, theoretische und praktische – aber sie erwiesen sich insgesamt als unreif und untauglich und nachdem sie widerlegt waren, wurde alles schlimmer als es je gewesen – Spielkinder, genannt Ranking – Agenturen bestimmten fortan das Geschick der Menschheit und jeder Wert wurde in Geld bemessen.. auch das was niemand glaubte in Geld ausdrücken zu können: Liebe, Wahrheitsliebe, Edelmut, Solidarität – all das fächerte sich auf in so und so viele Zahlen. Und da wir all das in unseren Händen halten, denn wir, die Menschen, haben es dahin gebracht, können wir nun mit Fug und Recht behaupten: die Hände des Bösen in denen die Welt liegt, sind unsere Hände.

Angesichts dessen ist es doch beinahe tröstlich, wenn man an einen Teufel glauben kann, aus dem gleichsam alles Böse hinaus sprudelt und dem man nur widerstehen müsse, dann werde schon alles gut werden. Aber dass WIR das sein sollten – welch fürchterliche Vorstellung, denn wir wissen wirklich nicht, wie wir es anders machen sollten. Ehrlich – wir haben keine Ahnung wie wir es anstellen sollen, dass der Afrikaner, der heute noch in einem ghanesischen Slum haust, demnächst ein Klo mit Wasserspülung und eine Dusche haben sollte, denn keine unserer Ranking – Agenturen macht uns diesbezügliche Vorschläge. Diejenigen, die unser Schicksal in Händen halten da sie über die Staaten Werturteile abgeben, wissen nichts von der Menschheit und wollen auch nichts von ihr wissen, sie wissen nur etwas von Zahlen und mathematischen Wahrscheinlichkeitsberechnungen.

Aber da haben wir es doch schon: sie sind unwissend, und daher böse. Sie sind nicht böse von Natur aus, sondern sie tun, was sie tun, ihres unmittelbaren Vorteils wegen. Sie verdienen gut mit dem, was sie tun, also machen sie so weiter – das ist alles und weiter denken sie nicht, keiner von ihnen, man frage sie, sie werden mit den Achseln zucken und uns fragen, wovon wir denn reden. Und so bewahrheitet sich das, was wir schon immer gesagt haben: es gibt nichts Böses, es gibt nur Dummheit und Unwissenheit. Hier sehen wir was wir gesagt haben, in ganzer Breite bewiesen.

Ja, unser Autor meinte es natürlich anders, er glaubte an den Satan und dass er die Welt beherrschen würde und dass Jesus uns dann irgendwann befreit – das wird er aber nicht tun, denn der alles beherrschende Satan, das sind wir, die wir uns als Götter mit der Gestaltung unseres Schicksals nicht zurecht finden. Warum nicht? Weil wir noch immer denken: Gott – das ist was anderes, das ist was über uns Herrschendes. Nein, das das sind wir, und zwar so wie wir sind.Wir schaffen alles was wir wollen. Was aus unserer Erde wird, das bestimmen ganz und gar wir, das ist richtig – und damit bestimmen wir auch, was aus uns, aus jedem einzelnen, der heute meint, das ginge ihn nicht an, wird. Und wie wir gewusst haben, das Eine zu tun, so werden wir nun auch wissen müssen wie das Andre zu tun sei und zwar ein bisschen dalli, bitte. Denn sonst kann es passieren, was jüngst auch schon passiert ist und lassen Sie mich mit einem Calauer schließen wie ich mit einem begann: Treffen sich zwei Planeten und einer fragt den andern, wie es denn so geht: ach, schlecht, sagt der, ich habe Menschen! Ach, sagt der andere Planet, das hatte ich auch mal – das geht vorbei. Und ich frag mal ganz ernsthaft und im Wissen darum, dass hier auch Leute mitlesen, die nicht nur Interesse haben: wollen wir das wirklich? Wenn ja, bitte ich die Gemeinten auch um ihre öffentliche Bekanntgabe dessen, damit die Übrigen endlich klar sehen.

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